Pohla-Stacha
  Kirche Pohla
 

Kirche "Maria am Berge" in Pohla 






Die Kirche in Pohla ist eine der ältesten Kirchen der Lausitz. Die Grundsteinlegung erfolgte vermutlich schon im 11./12. Jh. als Taufkapelle (Feldsteine und Lehm, kein Mörtel; umfasste heutigen Chorraum) zur Parochie Crostwitz gehörend - Zeit der Unterwerfung der Westslawen, so auch der Oberlausitz mit dem Stamm der Wenden/Sorben und deren Christianisierung ab 932 durch den ostfränkischen König Heinrich I.

  • Das Jahr 1334 ist als älteste urkundliche Erwähnung überliefert - laut einer Matrikel (Personenverzeichnis) kam die Kirche in Obhut des Erzpriesters der "SedeBischofswerdensi".

  • seit 1346 rechtlich selbständige Kirche (Mutterkirche) mit eigenem ortsansässigen Priester; noch ohne Priesteramtsgebäude (Pfarrhaus)

  • im 15. oder 16. Jh. Erweiterung in westlicher Richtung - Anbau Kirchenschiff

  • ab 1550 Einführung der Reformation in Pohla - besiegelt im Jahr 1554 durch ersten evangelischen Pfarrer Georg Stuhlschreiber; ordiniert durch "Dr. Pomerano" (so wurde der aus Pommern stammende Johannes Bugenhagen genannt), Reformator und Weggefährte Luthers sowie Professor an der Universität Wittenberg und Pfarrer der Stadtkirche

  • ein Rittergut Pohla ist erstmals um 1276 urkundlich erwähnt - Ritter Lutherus de Palowe

  • Die Patronatsherrschaft (Schirm-/Schutzherrschaft über Kirche und Kirchgemeinde) übte nahezu 500 Jahre lang das sächsisch-meißnische Adelsgeschlecht von Ponickau aus.

  • die von Ponickaus - erstmals 1301 urkundlich erwähnt mit Witego de Punickow - waren in ganz Sachsen und Schlesien in einflussreichen Stellungen und hohen Regierungsämtern

  • der Patronatsherr entschied u.a. über die Besetzung der Pfarrstelle mit Pfarrer,Kantor und Kirchschullehrer und übte die Gerichtsbarkeit aus; er trug die Besoldung der Amtsträger und Baulasten; Patronatsherr z. Z. der Reformation: Wolff von Ponickau

  • Bauliche Veränderungen sowie auch die  Ausstattung der Kirche wurden ebenfalls vorwiegend durch den Patronatsherrn initiiert, genehmigt und beaufsichtigt: so das Kruzifix von 1656 - gestiftet von Mariana von Ponickau, die Buntglasfenster von 1806 und 1892 - gestiftet anlässlich Ponickau'scher Konfirmationen, das Epitaph für Johann Georg von Ponickau (Chorraum/Nordwand) - er wurde 1675 im Taucherwald offenbar überfallen und erschlagen aufgefunden; Weiteres ist nicht überliefert.

  • um 1700: Errichtung eines Herrschaftlichen Waldfriedhofs auf dem Pohlaer Berg (letzte Beisetzung 1947, vorher in Gruft/Chorraum); Schließung Waldfriedhof  im Jahr 2000 durch Nachfahren von Ponikau und von Schnurbein; ein verbliebenes Grabdenkmal mit Wappen von 1847 wurde im Kirchenvorraum aufgestellt

  • nach 2. Weltkrieg 1945: Enteignung und Vertreibung der Herrschaft von Ponickau; ehemaliges Herrenhaus (Schloss) ist seit 2001 wieder in Privathand - durch Thomas von dem Knesebeck nach der Wiedervereinigung Deutschlands über Treuhandliegenschaftsgesellschaft ersteigert und instand gesetzt (in Gestalt von 1870)

  • 1779: Errichtung Glockenturm/achteckiger Dachreiter; Glocken hingen zuvor unterm Kirchendach

  • von ursprünglich drei Glocken sind zwei erhalten - die große von 1746 und die mittlere aus vorreformatorischer Zeit mit der Inschrift: "Maria hielf das alles was wir beginnen ein gut End gewinne"

  • angeregt durch diese Inschrift, wurde 1984 zum 650-jährigen Jubiläum der Evangelisch-Lutherischen Kirche Pohla der Name "Maria am Berge" vergebenen
  • erst 2009, in Vorbereitung des 675-jährigen Jubiläums der Kirche, wurde "entdeckt", dass 1914 für Rüstungszwecke des 1. Weltkriegs entgegen der geforderten großen die kleine Glocke (1789 aus Glockengießerei Weinholdt, Dresden) zum Einschmelzen abgegeben worden war (Die Kirchenchronik weist jedoch die große Glocke als abgelieferte aus. Der Nachweis über die heute noch vorhandene große Glocke ist durch Cornelius Gurlitt dokumentiert: "Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen", Heft 31/32 Amtshauptmannschaft Bautzen 1908, S. 220 - Pohla/Die Kirche)

  • nach dem Tod von Pfarrer Karl August Jentsch im Jahre 1895 wurden die Gottesdienste nur noch in Deutsch gehalten, weil es kaum noch sorbische Einwohner gab (Karl August Jentsch war 40 Jahre Pfarrer in Pohla; hat literatur-historisch geforscht und zahlreiche Schriften zum Sorbentum verfasst; Revisor der Sorbischen Bibel)

  • 1979-82: Grundinstandsetzung der Kirche unter Pfarrer Werner Thomas: zunächst Kirchturm, dann Außen-und Innenrenovierung/-restaurierung; in Turmkugel von 1888 wurde folgende Segensbitte gefunden: "Möge der gnädige und treue Gott unser Gotteshaus und unsere Kirchfahrt vor jedem Unglück und Schaden gnädiglich behüten und bewahren, sodass einst diejenigen, welche diese Schrift vom Turm herab nehmen und lesen werden, dies mit Dank gegenGott tun können, ebenso wie wir, die wir bei der jetzigen Reparatur des Turmes mitgeholfen haben, dasselbe tun. Gottes Gnade sei mit uns allen und mit unseren Nachkommen. Soli Deo Gloria!"

  • Renaissance-Kanzel von 1621: gestiftet von Abraham Frost, 1588-1629 Pfarrer in Pohla (41 Jahre lang); siehe auch Spruch am Kanzeltürchen

  • Abraham Frost verfasste im Auftrag des damaligen Patronatsherrn Nikolaus von Ponickau am 28. August 1620 eine ausführliche Beschwerdeschrift an den Kurfürsten von Sachsen Johann Georg I. (1585-1656) "wegen unerträglicher Plünderungen durch das eigene Kriegsvolk" im 30-jährigen Krieg.
  • Nikolaus von Ponickau kam am 17. Okt. 1631 bei Kämpfen in Bischofswerda (unbeteiligt) ums Leben
  • bereits 1612 hatte Nikolaus von Ponickau die erste Kirchschule in Pohla eröffnet; seitdem gab es Kirchschullehrer und Kantoren - damals im ländlichen Raum noch eine große Besonderheit

  • bis zum Jahre 1838 hatte die Kirche einen gotischen Flügelaltar (Mittelschrein: St. Annen Selbtritt mit Evangelisten Johannes und Märtyrer Sebastian; an Flügeltüren acht weitere Heiligenfiguren - links: Nikolaus, Maria Magdalena, Paulus und Petrus, rechts: Barbara, Margaretha, Katharina und Äbtissin Anna von Camenz); wurde zunächst auf Pfarrhausboden gelagert, 1895 für einige Taler an Bautzener Kornhändler verkauft, seit 1910 im Bautzener Museum; seit 2008 sind die neu restaurierten Seitenflügel im 2. OG ausgestellt
  • ebenfalls 1838: Beseitigung des noch aus vorreformatorischer Zeit vorhandenen Beichtstuhls
  • 1839: Anbau Sakristei und Patronatsloge; Errichtung Emporen, Einbau einer neuen Orgel und des klass zistischen Altars (Holz) - Kapazitätserweiterung der Kirche auf ca. 250 Sitzplätze

  • Altarbild von Edmund Götz (1930), Kopie des Gemäldes "Die Heilige Nacht", (Original: Antonio Allegri da Correggio von 1530 für die Pratoneri-Kapelle in der Kirche San Prospero/Norditalien; seit 1746 in Dresdner Galerie "Alte Meister" - erworben von König Friedrich August III. - galt bis zum Jahre 1800 als bekanntestes Gemälde der Galerie); oft kopiert, z. B. auch für die Pfarrkirche St. Marien in Güstrow

  • erste Orgel von 1753; heutige Orgel von 1838 mit 10 Registern, für 500 Taler erbaut durch Lausitzer Orgelfirma Christian Gottfried Herbig, Pirna/Stolpen

  • mittelalterlicher Taufstein in gedrungener Kelchform aus Sandstein

  • Mechanische Turmuhr von 1933; 2009 neues Ziffernblatt nach Vorbild von 1883; 2015 Instandsetzung des seit über 50 Jahren defekten Stundenschlagwerks durch Uhrentechnik Andreas Vogler, Dresden

  • 1692: erstmals erwähnter Pfarrhausbau unter Pfarrer Johann Rätze

  • 1841: Pfarrhausbau in heutiger Gestalt unter Pfarrer Johann Traugott Berthold (1840-55 in Pohla)

  • 1851: Bau der Pfarrscheune in heutiger Gestalt

  • 1829: Kirchschule zur Hälfte neu erbaut; heutige Gestalt von 1878

  • der Bereich der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Pohla umfasst die Orte Pohla, Stacha und Schönbrunn mit Ortsteil Neuschönbrunn sowie zwei Häuser des Ortsteils Kynitzsch
 
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